Tribune franco-allemande des Parcs, Jardins et Monuments Historiques – Deutsch-Französisches Park-, Garten- und DenkmalMagazin

Rittergut Eckerde : ein Gutspark erwacht

Wer Grund und Boden erbt ist, entgegen landläufiger Meinung, nicht immer Krösus. So auch ein Beispiel im Calenberger Land, dem Land niedersächsischer großer und kleiner Rittergüter. Eins davon ist das denkmalgeschützte Rittergut Eckerde mit seinen 160 Hektar Land. Seit dem 15. Jahrhundert befindet es sich im Besitz der Herren v. Heimburg. Lange nach dem Zweiten Weltkrieg musste der zusammen mit dem Gutshaus ererbte sechs Hektar große Park auf seine Restaurierung warten. „Erst war das Haus nach dem Krieg Instand zu setzen, denn es hatte vielen Flüchtlinge als Unterkunft gedient. Dann waren die vier Kinder groß zu ziehen und schließlich das Studium zu bezahlen. Ohne das Sonderprogramm des Landes Niedersachsen im Jahr 2000 hätten wir den im Verfall begriffenen Garten nicht in Angriff nehmen können“, präzisiert Karin v. Heimburg. „Natürlich reichte das Geld nicht, aber es gab den Anschub.“ Finanzielle Unterstützung erfuhren die Heimburgs, die zu den ältesten Adelsfamilien Niedersachsens zählen, auch von der EU und anderen öffentlichen und privaten Stiftungen. Insgesamt 30 Prozent der Gesamtkosten musste von den Eigentümern selbst finanziert werden. 

Der heutige südliche Teil des Landschaftspark wurde 1890 von Anno Arnold Gustav v. Heimburg (1857-1936) angelegt. Man arbeitete dabei einige Jahre vermutlich mit Adolf Metz, dem Oberhofgärtner der berühmten Gärten des benachbarten Schloss Herrenhausen in Hannover eng zusammen. Im heutigen östlichen und älteren Teil – vermutlich aus dem 18. Jh. – steht ein backsteinernes Mausoleum aus dem Jahre 1854. Es bezeugt, dass der Park älter ist als das jetzige Gutshaus, das 1890 als zweigeschossiger, von Gräben umringter Massivbau im Neo-Renaissancestil wieder errichtet wurde, nachdem das alte von 1580 abgebrannt war. Ein erster Ziergarten, so genannter Wallgarten, wurde auf Eckerde bereits im 18. Jh. auf der Herrenhausinsel dokumentiert.

Entscheidend bei der Restaurierung des Gutsparks, der aus vier Teilbereichen – Wallgarten, Ostpark, Südpark, Stiefgarten – besteht, war neben den in Aussicht gestellten Zuschüssen die Fachberatung. Ein erstes Gutachten erstellte Dr. Michael Rohde 1998. Es folgte 1999 die Bestandsaufnahme des Parkareals und parallel die Erarbeitung eines gartendenkmalpflegerischen Erhaltungskonzepts nebst Kostenschätzung. Henrike Schwarz (LINK), damals frisch diplomierte. Diplom-Ingenieurin Gartenbau und heute beim Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen beschäftig, übernahm dabei die fachliche Beratung und Bauleistung. Ziel war es, die alten Lickachsen wieder freizulegen und die überwucherten Wege wieder hervorzuholen. Man plante, in drei Bauabschnitten den Park wiederherzustellen. Im Jahr 2000 kam dafür die denkmalrechtliche Genehmigung durch das Landesamt für Denkmalpflege. Die Dringlichkeit regenerierender und bestandserhaltender Baumassnahmen stand außer Frage. Nach den ersten Zuwendungsbescheiden der Förderer 2001 begann man unverzüglich Auszuholzen. Als nächstes galt es, die Teichentschlammung sowie den Gehölzschnitt in Angriff zu nehmen. Für beides gab es Ausschreibungen. Folgten im Ein-Jahres-Rhythmus die Ufersanierung, die Anlage der Wege und Pflanzungen. Den Abschluss der Restaurierungsarbeiten bildete 2004 die Sanierung des Mausoleums. 

Aber, lacht Frau v. Heimburg: „Die Kunst war und ist ja nicht die Rekonstruktion. Diez Schwierigkeit besteht darin, das neu Entstandene zu wahren. Und das kostet Zeit und Geld.“ Ersteres hat sie, letzteres wird immer wieder durch Veranstaltungen verdient. Seit 2008 ist der Park Austragungsort und Kulisse der „Oper auf dem Lande“ sowie diverser Konzerte, um den Park attraktiver zu gestalten und ein melomanes Publikum anzulocken. 

Im selben Jahr haben der älteste Sohn Dietrich und dessen Frau Claudia Park und Gut übernommen. 2010 sind aufs Rittergut gezogen und setzen das Erbe aktiv fort. Auch wenn Karin v. Heimburg nach ihrem jüngsten „Kind“, dem Gutspark, regelmäßig schaut und ihn zusammen mit Saisonarbeitern hegt und pflegt.

Infos zum Park: www.rittergut-eckerde1.de