Ein hundertjähriger Rosentraum in Brandenburg: der Forster „Ostdeutsche Rosengarten“
Deutschlands zweitältestes und beliebtestes Rosarium liegt im brandenburgischen Städtchen Forst (Lausitz). Der Forster „Verein für Gärtner und Gartenfreunde“ (VGGF) legte ihn 1913 zusammen mit der Stadt und dem „Verein Deutscher Rosenfreunde“ (VDR) anlässlich der von ihnen organisierten ersten großen „Rosen- und Gartenbauausstellung“ (RUGA) an. Hauptinitiator war der Gärtnereibesitzer Paul Engwicht (1876-1947)
Das Gelände gliedert sich in zwei, am Zusammenfluss von Neiße und Mühlgraben gelegene Wehrinseln und das nördlich daran anschließende, durch einen Wehrgraben von der Hauptinsel getrennte Vorgelände. 1896/97 hatte die von der Textilindustrie lebende Stadt den Großteil der Insel für ein Wasserwerkprojekt erworben. Dies schlug fehl und das Gelände wurde ab 1906 zu einem damals „typischen“ Volkspark umgestaltet. Doch der Dürresommer 1911 vernichtete ihn. Durch die RUGA wurde er wiederhergestellt und durch das Anlegen eines Rosariums nach dem Vorbild des VDR-Vereinsrosariums Sangerhausen (1903) aufgewertet. Der RUGA lag eine geschlossene gartenarchitektonische Gesamtkonzeption zugrunde. Der erste kommunale, 1912 eingestellte Stadtgärtner Alfred Boese (1879-1939) hatte sie erarbeitet und schuf ein frühes Beispiel sozialer Erweiterung des Gartenschauwesen. In Forst hatte das Kleingartenwesen seit der Gründung des VGGF 1902 einen rasanten Aufschwung erlebt und galt als „Glanzstätte der Stadtgartenidee“. Das Vorgelände, das dem „sozialen Gartenbau“ (Schrebergärten usw.) gewidmet war, wurde von den Grafen Brühl auf Pförten (poln. Brody), den einstigen Herren von Forst, zunächst hinzugepachtet. Der spektakuläre Erfolg der RUGA mit über 350.000 Besuchern veranlasste jedoch die Stadt, einen Großteil der Ausstattung zu kaufen. 1914 gab der Verein Deutscher Rosenfreunde schließlich dem neuen Park seinen Namen („Ostdeutscher Rosengarten“) und stellte ihn unter „Ehrenschutz“. In Forst war der Übergang vom privaten Engagement städtischer Honoratioren zur professionalisierten kommunalen Betreibung öffentlicher Grünflächen damit gelungen.
Nach 1918 wurde die Parkfläche sukzessive mit neuen Sondergärten erweitert: der Teschendorff-Garten (1923), benannt nach dem Dresdner Rosenzüchter Victor Teschendorff, der Neuheitengarten (1929/1930) und der für die „Deutsche Rosenschau 1938“ angelegte Rosenneuheiten-Beobachtungsgarten (Sichtungsgarten). Dieser wurde zugleich als Züchtungs-Kontrollstelle für das in Sangerhausen gegründete Rosenforschungsinstitut anerkannt.
Bis heute sind trotz schwerster Kriegszerstörungen 1945 Parkgestaltung und Architektur aus der Jugendstil-Ära erhalten. Das gilt sowohl für den Landschaftspark auf der Wehrinsel als auch für das Vorgelände, das noch die detailfreudige, abwechslungsreiche geometrische Raumstruktur damaliger Gartenschauen aufweist. In der Wiederaufbauphase ab 1948 lockerte jedoch Gartenbaudirektor Werner Gottschalk (1920-1995) den Ausstellungscharakter des Vorgeländes auf, pflanzte neue Baumarten und passte den Park neuen Gestaltungskonzepten an, wobei er den Schwerpunkt von der Rosariums-Idee (‚Rosenmuseum‘) auf die Schau bewährter Züchtungen legte. Moderne Bildhauer wie Jürgen von Woyski (1929-2000) stellten im Park aus. Und seit 1953 sind die „Rosengartenfesttage“ mit der Schau von Schnittrosen eine zusätzliche Sommerattraktion.
In dem Park, der schon zu DDR-Zeiten als „nationales Denkmal“ eingestuft wurde, bewirkte die Wiedervereinigung umfangreiche Sanierungsarbeiten (1993-2013). Die Gründungskonzeption nebst reicher skulpturaler Ausstattung von 1913 wurde wieder hergestellt, jedoch ersetzen heute Repliken aus konservatorischen Gründen die Originale. Wie einst blieb der Rosengarten Volkspark mit Gasthaus, Musikpavillon und Freilichtbühne.
Zum 100jährigen Jubiläum entstanden neue Nachbauten der ersten RUGA wie der Kaskaden- und der Löwenbrunnen, zwei große Prachtplastiken. Gleichzeitig wurde die Neißeuferlandschaft mit der kleinen Wehrinsel und den Wehranlagen in das Parkensemble einbezogen, so dass der Rosengarten heute ein großzügiges Areal von 17 ha umfasst mit zahlreichen Themengärten, 40.000 Rosenpflanzen und 900 Sorten. Gleichzeitig findet 2013 die erste landesweite, deutsche Rosenschau seit 75 Jahren statt. Und nicht zuletzt kürte sich Forst im Jubiläumsjahr mit einem einzigartigen Prüf- und Schaugarten für die „Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung“ (ADR) erneut zum Stützpunkt der Rosenforschung in Deutschland.
Dr. Jan Klußmann, Archiv der Stadt Forst (Lausitz) und Autor „Der Ostdeutsche Rosengarten. Eine einzigartige Parkanlage. (Be.bra. Verlag, Juni 2013)
Un rêve centenaire de roses : le «Ostdeutsche Rosengarten « à Forst dans le Brandebourg
Le rosarium de Forst (Brandebourg) fût, après celui de Sangershausen (1903), le deuxième créé en Allemagne. Ceci, à l’occasion de la première grande exposition de roses organisées en 1913 par l’Association des Jardiniers et Amis de Jardins (VGGF) avec l’Association des Amis de Roses et la ville de Forst. Deux îles au confluent de la Neisse et du Mühlgraben ainsi qu’ un terrain situé au nord forment ce parc romantique. En 1896/97, la ville de Forst choisit ces terrains pour y réaliser un projet d’eau. En vain. Un parc public y fut créé en 1906, mais la sécheresse de 1911 le détruisit entièrement. D’où l’idée en 1913 d’y créer un rosarium avec un plan paysager global et homogène, dessiné par Alfred Boese (1879-1939), premier jardinier employé par la ville. Il y intégra les nombreux petits jardins ouvriers (« Schrebergärten ») faisant ainsi de Forst un centre exemplaire de « jardins de ville ». Même si dans un premier temps, la ville louait les terres au comte de Brühl, elle décida rapidement de les acheter, car la première exposition de roses attira 350.000 visiteurs. Le parc classé monument national au temps de la RDA connut avec la réunification une véritable reconstruction. Il se présente dans sa structure d’origine avec des sculptures style nouille, même si nombre d’entre elles ne sont que des copies. Ceci pour des raisons de conservation. Des fontaines furent reconstruites et le terrain élargi et enrichi par d’autres jardins à thème. En 2013, l’année du centenaire, ce rosarium exceptionnel héberge plus de 40.000 roses, soit 900 variétés différentes réparties de manière romantique sur 17 ha. Le « Ostdeutsche Rosengarten » dans le Brandebourg est devenu à nouveau un centre reconnu de recherche pour les roses. L’auteur Jan Klussmann (PhD) travaille aux archives de Forst. Il vient de sortir un livre sur ce jardin. (MoNo)
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