Haus Leiningen : Vom Weingarten zur Weinhandlung – eine große deutsche und eine kleine deutsch-französische Geschichte
Was für uns heute schlicht „Weinberge“ sind, waren früher „Weingärten“. Ein hübsches, heute aus dem Sprachgebrauch gekommenes Wort, um Gebiete des Weinanbaus zu bezeichnen.
Eng verbunden mit der Geschichte des deutschen Weinanbaus ist das Haus Leiningen. Im hohen Mittelalter waren die Grafen zu Leiningen nach den Pfalzgrafen die mächtigste Herrscherfamilie in der südlichen Rhein-Pfalz. Jahrhundertelang konzentrierte sich ihr Einfluss auf den Wein als wichtige Erwerbsquelle. Geographisch gesehen erstreckten sich ihre Gebiete in der Pfalz und in Rheinhessen bis zum heutigen Elsass und Lothringen. Stammsitz wurde bald Bad Dürkheim, aber im schönen Weinort Bechtheim schrieben sie deutsche Weingeschichte. Hier waren sie die Wegbereiter des deutschen Qualitätsweinbaus, was sie nicht ohne Zucht und Ordnung erreichten.
Bereits 1628 erliessen die leiningenschen Ortsherren die sogenannte « Bechtheimer Weingarten Ordnung ». Verboten ward es von Stund an, auf Acker und Weideland die edlen Rebstöcke zu setzen. Was illegal angebaut wurde, wurde legal zerstört. Weg mit dem „Rebacker“, her mit dem „Rebgarten“. Ebenso durften kein Wein auf ungeeigneten Böden angepflanzt werden. Und „panschen“ war schon damals von den Grafen zu Leiningen verboten: ein Wein aus guten Lagen durfte nicht mit jenen aus minderen Lagen verschnitten werden. MAn wollte keinen „vinum nullarum“. Sie schienen edlen Geschmack zu haben.
1780 ging das Haus Leiningen nochmals in die deutsche Weingeschichte ein. Kurz zuvor, 1779 mit Graf Karl Friedrich Wilhelm von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg in den Reichsfürstenstand erhoben, nahm die Familie die erste urkundlich belegte, maßgenaue Terroir-Abgrenzung vor. Der fürstlich-leiningensche Amtmann Johann Friedrich Susemihl half ihr metergenau und schrieb somit auch Weingeschichte. Sorgfältig machte die Adelsfamilie Bodenuntersuchungen, um (un-)geeignete Anbaugebiete bestimmen zu können. Ihre strengen Verordnungen gingen mit der Kennzeichnung der Weine mit Lagennamen einher. Ein Novum! Sie schrieben ebenfalls vor, welche Rebsorten in welchen neuen Weingärten anzubauen waren. Es blieb bei Riesling und Traminer. Diese damals goutierten Weine wollte man geographisch genau belegen können. Und nur reine Beeren, so wurde unter Guldenstrafe von der Fürstenfamilie bestimmt, durften ausgekeltert werden.
Können und Einfluss der Weinfürsten nahmen jedoch ein jähes Ende als französische Truppen 1794 in die Pfalz einfielen. Sie eroberten das sogenannte Leiningerland mitsamt Wald, Wein und Burgen und schassten die Besitzer. Die Weingüter gingen ebenso wie der Stammsitz Bad Dürkheim verloren.
Die Leiningenschen Weingärten bestehen jedoch noch heute, erkennbar in Ortsnamen wie Altleiningen, dem einstigen Stammschloss der Leininger Grafen. Stellvertretend für die große Historie steht auch das romantische Weindorf Neuleiningen, das mit Stadtmauer und Türmen den Charakter einer toskanischen Bergfeste hat. Noch immer windet sich die deutsche Weinstraße dort entlang.
Prinz Karl-Emich zu Leiningen zieht es auch heute wieder zum Wein. Nach einer Vielzahl von Berufen und Beschäftigungen knüpfte er an die Familientradition an und kaufte in den 70er Jahren Weinflächen im fernen Kalifornien. Doch verkaufte er diese fast 20 Jahre später. Weinanbau war selbst für die Wagemutigsten zu kostspielig geworden. Von seiner Winzererfahrung profitiert er jedoch noch heute. Seit 2007 betreibt er mit seiner Frau Isabelle eine kleine Weinhandlung in Kunreuth mit Schwerpunkt französische Weine. Gern schauen sie sich bei den Winzern in Bordeaux oder im Languedoc um, ebenso wie in der deutschen Pfalz. Auch Isabelle Prinzessin zu Leiningen kann in ihrer Familie auf Weinanbau zurückblicken. Ihr gemeinsamer Traum: irgendwann den eigenen „Weingarten“ zu bestellen. Vielleicht erfüllt er sich 2015. Dann wird die Leiningensche Terroirabgrenzung 235 Jahre alt! Was in beider Familien Tradition hatte, gilt auch für ihr Leben: in vino vita et veritas!
Dr. Bettina de Cosnac, Journalistin, Buchautorin, Chefred. Monumentum Nostrum
Les Leiningen : Du « jardin de vin » au commerce – une grande histoire allemande de vin et une petite histoire franco-allemande
Autrefois, en vieux allemand, le joli mot « jardin de vin » désignait un vignoble. Etroitement liée à l’histoire de ces « jardins de vin » est la maison des Leiningen. Au Moyen-âge, les comtes de Leiningen étaient l’une des familles les plus influentes dans le sud de l’empire germanique après les comtes palatins du Rhin. Pendant des siècles, leur revenu se concentrait sur l’exploitation du vin dans le Palatinat du Rhin. Leur territoire s’étendait alors jusqu’à l’actuelle Alsace-Lorraine.
C’est à Bechtheim que l’influente famille entra dans l’histoire allemande du vin comme précurseur garantissant la qualité de leur vin. En effet, en 1628, les comtes zu Leiningen (v. comte pour Leiningen) octroyaient une sorte d’ »Edit de Bechtheim des jardins de vin ». Celui-ci interdisait l’exploitation du vin sur des terres agricoles ou d’herbages. Sous lourde peine d’amende, il interdisait aussi de mélanger du « bon » raison avec du raisin d’un territoire « médiocre ». Ayant du goût, ils détestaient tout « vinum nullarum », dit ‘vinot’ en bon français de l’époque.
Dès 1780, les Leiningen, elevés en 1779 au rang de princes, ont été les premiers à étiqueter leurs vins indiquant leur provenance exacte. Aidé par leur employé Johann Friedrich Susemihl, ils mesuraient et déterminaient géographiquement les différents « terroirs ». Ils ordonnaient aussi que dans tout nouveau « jardin de vin » seul le Riesling et le Traminer pouvaient être plantés. Seules ces cépages étaient à leur goût.
Les révolutionnaires français mirent fin à cette belle histoire de vin. En 1794, ils envahissaient le Palatinat du Rhin et confisquaient au passage les forêts, vignobles et forteresses du « pays des Leiningen ». Les propriétaires en furent chassés. Cependant, des villages de vin aux noms Altleiningen ou Neuleiningen évoquent encore leur ancienne appartenance à la famille.
Le prince Karl-Emich zu Leiningen a renoué avec la tradition familiale. Dans les années 70, il a investi dans des vignobles en Californie. Mais l’aventure devenant hasardeuse, il les a revendus dans les années 90. Sans pourtant renoncer totalement au vin. Avec sa femme Isabelle, dont la famille a aussi l’expérience du vin, le prince entretient aujourd’hui un petit commerce de vin à Kunreuth. Ils vendent le vin du palatinat du rhin, mais aussi du vin français en provenance du bordelais ou du Languedoc. Ce qui leur permet de visiter des vignobles français. A deux ils n’ont qu’un rêve : acquérir un jour leur propre « jardin de vin ». L’année prochaine, 2015, semble s’y prêter : l’ »Edit de Bechtheim » fêtera ses 235 ans ! Pour Karl-Emich et Isabelle zu Leiningen la tradition familiale se perpetue : in vino vita et veritas. (MoNo)
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